«Vergessene» FC-Aarau-Akteure: Was macht eigentlich …?

Was machen Mark Fotheringham, Wynton Rufer und Mario Eggimann heute? Bilder: Peter Schneider & Fabrice Coffrini / Keystone

Im ersten Teil hat der Autor elf ehemalige Akteure des FC Aarau ausgewählt, die immer noch aktiv Fussball spielen. In Teil 2 geht es um solche Spieler, die ihre Schuhe bereits an den Nagel gehängt haben. Was haben sie nach ihrem Karriereende gemacht? Wo stehen sie heute?


Haben Sie gewusst, dass ein ehemaliger Aarau-Spieler heute im Parlament eines europäischen Landes sitzt? Ein anderer ist Assistenztrainer bei einem Premier League Verein. Und noch ein anderer steht als Berater in Südkorea unter Vertrag.

Der Autor zeigt Ihnen eine «vergessene Elf» des FC Aarau und demonstriert, wie sich die Laufbahn dieser Spieler entwickelt hat und was sie nach ihrem Karriereende gemacht haben.

Diese Aufstellung ist fiktiv und hat es nie so in einem FCA-Spiel gegeben. Alle Spieler waren aber einmal beim FC Aarau aktiv.

Pascal Zuberbühler, 53

FC Aaraus Goalie Pascal Zuberbühler hält am 7. April 2001 gegen den FC Wil einen gegnerischen Schuss. Bild: Steffen Schmidt / Keystone

«Zubi» im Trikot des FC Aarau – hat es das jemals gegeben? Tatsächlich. Fast 300 Pflichtspiele für GC, den FC Basel und Bayer Leverkusen sowie zwölf Länderspiele hat der Torwart bereits auf dem Buckel, als er im Frühling 2001 eine Leihe beim FC Aarau antritt.

Unter dem damaligen Trainer Rolf Fringer kommt Zubi nur zu zwei Einsätzen – er bricht sich im Training das Wadenbein und fällt acht Wochen aus. Zurück bei Basel, wird Zuberbühler als Stammgoalie drei Mal Schweizer Meister und zwei Mal Cupsieger. Es folgten Stationen bei West Bromwich, Xamax und Fulham, ehe er 2011 seine Karriere beendet.

In den darauffolgenden Jahren ist Zubi vor allem als Torhütertrainer aktiv, unter anderem für die philippinische Nationalmannschaft. Seit mehreren Jahren arbeitet er als Experte beim Pay-TV-Sender Blue Sport und bei der Fifa und ist seit 2020 Botschafter des Fifa-Museums in Zürich.

Djamel Mesbah, 39

Djamal Mesbah (rechts) spielt zwischen 2006 und 2008 für den FC Aarau. Bild: Eddy Risch / Keystone

2006 verpflichtet der FC Aarau einen vielversprechenden jungen Algerier vom FC Basel. Djamel Mesbah bleibt zwei Jahre lang im Brügglifeld und dürfte den FCA-Fans wohl besonders dank seiner überragenden Leistung in den Barragespielen 2007 gegen Vladimir Pektovics AC Bellinzona in Erinnerung bleiben.

Bereits im Hinspiel kann sich der Linksverteidiger in die Torschützenliste eintragen. Im Rückspiel, in einem ausverkauften Brügglifeld, trifft Mesbah gleich doppelt. Die gelb-rote Karte, die ihm der Schiedsrichter nach seinem zweiten Treffer für seinen Torjubel zeigt, dürfte ihm sowie Trainer Gilbert Gress ziemlich egal gewesen sein. Denn Mesbah sorgt mit seinem dritten Barrage-Tor für die Vorentscheidung und leistet einen wesentlichen Beitrag zum Aarauer Klassenerhalt.

Aaraus Djamel Mesbah (mit nacktem Oberkörper) feiert seinen dritten Barrage-Treffer und den Ligaerhalt. Bild: Sigi Tischler / Keystone

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Luzern zieht es Mesbah nach Italien. Dort spielt er unter anderem für Lecce, Sampdoria und den AC Milan. Mit Lecce gewinnt er die Serie B und steigt in die höchste Spielklasse auf. Bei Milan kann er sich nicht durchsetzen, wird aber mit Ibrahimovic und Co. Vizemeister und darf im Knüller-Viertelfinal gegen Pep Guardiolas FC Barcelona – mit Messi, Xavi und Iniesta im Kader – Champions-League-Luft schnuppern.

Seine Spielerkarriere beendet Mesbah 2019 in der Schweiz bei Etoile Carouge, versucht sich aber umgehend als Trainer. 2021 wird er zum Co-Trainer der algerischen Nationalmannschaft ernannt, für die er als Spieler selber 35 Mal auflief, unter anderem an den Weltmeisterschaften 2010 und 2014. In seinem ersten Amtsjahr gewinnt er mit Algerien den Arab Cup. Neben seinem fussballbezogenen Engagement ist Mesbah im Komitee des Internationalen Festivals des orientalischen Films in Genf (FIFOG).

Emanuel Pogatetz, 41

Der ehemalige österreichische Nationalspieler Emanuel Pogatetz (links) war eine Saison lang an den FC Aarau ausgeliehen. Bild: Eddy Risch / Keystone

Der Österreicher Emanuel Pogatetz kann auf eine erfolgreiche Fussballerkarriere zurückblicken. Er spielt lange in der Bundesliga und Premier League, bei Topvereinen wie Bayer Leverkusen, Wolfsburg, West Ham oder Middlesbrough. Mit letzterem gelingt dem gelernten Innenverteidiger der Einzug in den Final des Europacups. Zudem erzielt Pogatetz – als erster Österreicher überhaupt – ein Tor in der Premier League und führt die Mannschaft während mehrerer Jahre als Captain an.

Auch in der österreichischen Nationalmannschaft ist Pogatetz ein Rückhalt. Er bestreitet 61 Länderspiele, darunter jene an der Heim-EM 2008, und fungiert für kurze Zeit als Spielführer. Unter dem Schweizer Trainer Marcel Koller verliert Pogatetz 2014 seinen Stamm- und letztlich auch seinen Kaderplatz.

Wo liegt nun der FCA-Bezug? Vor seinem Durchbruch war Pogatetz ab 2002 ein Jahr lang an den FC Aarau ausgeliehen. 21 Mal kommt er zum Einsatz und erzielt dabei drei Tore. Seine Treffer feiert er mit Aarau-Legenden wie Rainer Bieli und Patrick De Napoli.

Heute ist Pogatetz Assistenztrainer beim englischen Premier League Verein Crystal Palace. Er wurde dort im Februar von Landsmann Oliver Glasner an Bord geholt, kurz nachdem dieser als Cheftrainer unterschrieb.

Mario Eggimann, 43

Mario Eggimann (rechts) stösst im Alter von acht Jahren zum FC Aarau. Dort bleibt er 13 Jahre lang, ehe es ihn nach Deutschland zieht. Bild: Fabrice Coffrini / Keystone

Seine Fussballkarriere beginnt Mario Eggimann als kleiner Bursche beim FC Küttigen, ehe er mit acht Jahren in die Nachwuchsabteilung des FC Aarau wechselt. Er durchläuft dort sämtliche Stationen, bis ihm der Sprung in die erste Mannschaft gelingt, für welche er insgesamt 75 Partien bestreitet. Als 21-Jähriger wagt er den Sprung nach Deutschland – und bleibt dem deutschen Fussball bis zu seinem Karriereende erhalten. Für den Karlsruher SC, Hannover 96 und Union Berlin kommt er zu 318 Einsätzen.

Auch für die Schweizer Nati darf der Innenverteidiger auflaufen, debütiert 2007 unter Köbi Kuhn. In der Heim-EM 2008 wird Eggimann nicht berücksichtigt, steht aber im WM-Kader für Südafrika. Im legendären Sieg über Spanien darf er das erste und letzte Mal an einer Weltmeisterschaft auflaufen, auch wenn er erst in der letzten Spielminute eingewechselt wird. Insgesamt kommt er zu zehn Länderspieleinsätzen.

Nach seinem Karriereende gründet Eggimann 2015 die Beratungsfirma SportsTransfer, in dessen Kernteam heute auch Andy Egli ist. Im Gegensatz zum Klischee des geldgierigen Spieleragenten versteht sich Eggimann mehr als Menschenberater. Er versucht Spieler, die am Anfang ihrer Karriere stehen oder nicht mehr weiterkommen, zu unterstützen, auch auf psychologischer Ebene. Zu diesem Zweck hat er diverse Kurse in Gesprächs- und Traumatherapie belegt.

Der menschliche und mentalitätsbezogene Fokus seiner Arbeit hängt mit seinen eigenen Erfahrungen im Profifussball zusammen. Er ist Mannschaftskollege von Robert Enke, als sich dieser 2009 das Leben nimmt. Eggimann weiss, dass das Fussballerleben schwierig sein kann und auch Profis Unterstützung benötigen. Dazu möchte er seinen persönlichen Beitrag leisten.

Im Juni 2024 wurde Mario Eggimann bei der Mitgliederversammlung des Karlsruher SC zum neuen Vizepräsidenten gewählt. Video: YouTube

Im Juni 2024 wird Mario Eggimann zudem als Vizepräsident des deutschen Zweitligisten Karlsruher SC ernannt.

Alain Gaspoz, 54

Der Aarauer Alain Gaspoz (links) im Match gegen den FC St.Gallen am Samstag, 26. Juli 2003. Bild: Dorothea Müller / Keystone

Ein interessanter Ex-Aarau-Spieler ist Alain Gaspoz. Der Rechtsverteidiger spielt während seiner Profikarriere ausschliesslich für Vereine in der Schweiz, darunter auch den FC Aarau, für welchen er in der Spielzeit 2003/04 zu 27 Einsätzen kommt.

Ein halbes Jahr vor seinem Wechsel zum FC Aarau reist Gaspoz, Sohn eines Schweizer Vaters und einer Mutter aus dem westafrikanischen Staat Benin, erstmals seit 30 Jahren wieder in seine zweite Heimat ­– eine Reise, die sein Leben verändern wird. Der rechte Aussenverteidiger läuft zwei Monate später im Alter von 32 Jahren erstmals für die beninische Nationalmannschaft auf. Er erzielt den 1:0-Siegtreffer und besiegelt damit den ersten Sieg Benins gegen Ghana. 2004 und 2008 nimmt er mit der beninischen Nationalmannschaft am Afrika-Cup teil.

2009, die Fussballschuhe inzwischen an die Nägel gehängt, zieht Gaspoz ins Heimatland seiner Mutter. Dort leistet er einen wesentlichen Beitrag an der Professionalisierung des beninischen Fussballs. Als Trainer führt er den Erstligisten ASPAC FC zum ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte, trainiert gleichzeitig die U20-Nationalmannschaft. Gaspoz engagiert sich zudem als Botschafter für das Projekt «Right to Play» und unterstützt andere Projekte, die den Fussball in Afrika fördern sollen.

Seit zwölf Jahren organisiert Gaspoz Trainingslager für Profiteams in der Schweiz. In dieser Rolle muss er geeignete Hotels und Plätze finden sowie Freundschaftsspiele arrangieren. Gemäss seinem Linkedin-Profil fungiert Gaspoz seit 2018 als Generalsekretär der Agentur MCI Sports mit Sitz in Genf.

Roberto Di Matteo, 54

Roberto Di Matteo (links) im Zweikampf mit einem YB-Spieler, aufgenommen im September 1992 beim Nationalliga-A-Meisterschaftsspiel Young Boys gegen den FC Aarau. Bild: Keystone

Am 16. November 1994 beobachtet Pascal Zuberbühler von der Bank aus, wie die Schweiz in einem Freundschaftsspiel Italien unterliegt. Im gegnerischen Team läuft ein gebürtiger Schweizer auf, der sich allerdings für die «Azzurri» entschieden hat: Roberto Di Matteo. Er ist möglicherweise der erfolgreichste Fussballer – und später Trainer –, der einmal für den FC Aarau spielte. Mit dem FCA-Logo auf der Brust gelingt ihm auch sein Durchbruch, nämlich als er während seines einjährigen «Abstechers» in der Saison 1992/93 zum bis dato letzten Aarauer Meistertitel verhilft.

Die Spieler des FC Aarau feiern am 13. Juni 1993 im eigenen Stadion den Schweizer-Meister-Titel. Vorne links sitzend mit nacktem Oberkörper, Roberto Di Matteo. Bild: Walter Bieri / Keystone

Daraufhin wird er von mehreren europäischen Topklubs umworben, entscheidet sich schlussendlich für Lazio Rom. Der italienische Traditionsverein legt eine hohe Summe auf den Tisch. Es bleibt bis zum heutigen Tag der teuerste Transfer in der Vereinsgeschichte des FC Aarau.

Nach drei Jahren bei Lazio zieht es Di Matteo zu Chelsea, wo er bis zu seinem Karriereende bleibt. Für Chelsea absolviert er über 170 Spiele und gewinnt insgesamt fünf Trophäen, unter anderem zwei Mal den FA Cup.

Sein grösster Erfolg feiert der einstige Mittelfeldakteur jedoch an der Seitenlinie. Im März 2012 entlässt Chelsea seinen Trainer André Villas Boas. Di Matteo, bis zu diesem Zeitpunkt Assistent, übernimmt ad interim die Position als Cheftrainer. Innerhalb von drei Monaten führt er Chelsea zum grössten Triumph seiner bisherigen Vereinsgeschichte: erst der Pokalsieg, dann zwei Wochen später der erstmalige Gewinn der Champions League.

Di Matteo wird als Held gefeiert, muss in der Folgesaison seinen Posten aber bereits wieder räumen. Nach zwei kurzen Aufenthalten bei Schalke und Aston Villa verschwindet der italienisch-schweizerische Doppelbürger aus dem Rampenlicht. Sechs Jahre lang bleibt er ohne Trainerjob. Zu Beginn des letzten Jahres gibt es endlich wieder ein Lebenszeichen, als er beim südkoreanischen Verein Jeonbuk Hyundai als technischer Berater unterschreibt. Dort steht er bis heute unter Vertrag.

Mark Fotheringham, 40

November 2006: Mark Fotheringham im Duell mit Hakan Yakin. Bild: Peter Schneider / Keystone

Ausgebildet bei Celtic Glasgow, Stammspieler bei Dundee United, erstmals deutsche Fussballluft geschnuppert in der 2. Bundesliga beim SC Freiburg. Mark Fotheringham trägt bereits einen Rucksack voller Erfahrungen auf sich, als er im Sommer 2006 zum FC Aarau stösst. Lange bleibt er nicht: sechs Monate, 16 Spiele. Danach zieht es ihn weiter zu Norwich City, wo er während dreier Jahre seine Führungsqualitäten unter Beweis stellt und zum Captain avanciert.

Doch für die ganz grosse Fussballkarriere reicht es dem zentralen Mittelfeldspieler nicht. Er spielt grösstenteils in der schottischen Erstliga und in der Championship, der zweithöchsten Spielklasse Englands. Auch in die schottische Nationalmannschaft schafft er es nie.

Seit einigen Jahren versucht er sich allerdings im Trainergeschäft. 2016 holt ihn Tomas Oral ins Trainerteam des deutschen Zweitligisten Karlsruher SC. Auch beim FC Ingolstadt wirkt Fotheringham als Co-Trainer von Oral – gemeinsam gelingt ihnen der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. Als Co-Trainer von Felix Magath schafft Fotheringham 2022 den Bundesliga-Klassenerhalt mit Hertha BSC. Kurz daraufhin erhält der Schotte bei Huddersfield (Championship) erstmals einen Cheftrainer-Posten. Nach nur 21 Spielen wird er entlassen, seither hat er keinen neuen Verein gefunden.

Das Vertrauen von deutschen Star-Trainern hat Fotheringham allerdings nicht verloren. Für die Asienmeisterschaft 2024 wird er vom ehemaligen Südkorea-Coach Jürgen Klinsmann als Gegneranalyst rekrutiert. Fotheringham wurde jüngst mit einem Trainerjob in seiner Heimat in Verbindung gebracht. Bis anhin ist er aber noch immer auf dem Markt.

Ratinho, 53

Ratinho feierte im Trikot des 1. Kaiserslautern seine grössten Erfolge. Bild: Camay Sungu / Keystone

Im Sommer 1993, als Di Matteo zu Lazio wechselt, sucht der FC Aarau nach einem Ersatz. Mit dem jungen Brasilianer Everson Rodrigues, kurz «Ratinho», wird man fündig. Der Mann, der zuvor beim FC St.Gallen unter Vertrag war, steht für den FC Aarau während drei Jahren 118 Mal auf dem Platz, erzielt 27 Tore.

Dann wechselt Ratinho zum 1. FC Kaiserslautern, der damals in der 2. Bundesliga spielt, wird dort von Teamkollege Ciriaco Sforza empfangen. In seiner ersten Saison in der Pfalz meistert der Mittelfeldakteur mit Kaiserslautern den Wiederaufstieg. In der Folgesaison schafft seine Mannschaft die Sensation und gewinnt völlig überraschend die deutsche Meisterschale. Ratinho ist dabei nicht nur Stammspieler, sondern Publikumsliebling. Die Fans nennen den quirligen Brasilianer «Zaubermaus», abgeleitet von «Mein Mäuschen», wie Ratinho von Trainer Otto Rehhagel genannt wird.

Bis 2003 steht der Brasilianer beim FCK unter Vertrag. Es folgen zwei kurze Aufenthalte in China und Kasachstan, ehe Ratinho seine aktive Laufbahn beim FC Luzern beendet. Eine Zeit lang bleibt er in der Schweiz und ist bei verschiedenen Vereinen als Juniorentrainer tätig. Dann zieht es ihn zurück in die Pfalz, wo er bei Kaiserslautern die U-17 trainiert und gleichzeitig ein brasilianisches Restaurant eröffnet.

Ratinho wirkt später als Botschafter von BoscoArena, das sich über Fussball als Mittel zur Bildung für Kinder und Jugendliche in seiner Heimat Brasilien einsetzt. Seit 2018 ist er beim österreichischen Klub Red Bull Salzburg angestellt und hat dort Anfang 2024 seine Stelle als Integrationsverantwortlicher und Talentcoach angetreten. Dieses Jahr hat Ratinho zudem die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.

Wynton Rufer, 61

1987: FCA-Spieler Wynton Rufer im Duell mit Servettes Lucien Favre (links). Bild: Keystone

Am 29. März 1997 empfängt der 1. FC Kaiserslautern den VfL Wolfsburg. Es läuft die 59. Spielminute, als Ratinho seinen erst zweiten Treffer für seinen neuen Verein erzielt. Nur eine Minute später trifft Mitspieler Wynton Rufer ebenfalls ins Netz.

Wynton Rufer, Sohn eines Schweizers und einer Maori, ist auch ein ehemaliger FC Aarau-Spieler – zwischen 1986 und 1988 absolviert er unter Ottmar Hitzfeld 56 Spiele für den FC Aarau, 30 Treffer kann er in dieser Zeit verbuchen. Doch Wynton Rufer ist viel mehr als das. Wynton Rufer, mit Spitznamen «Kiwi», ist eine Fussball-Legende, die besonders den deutschen und neuseeländischen Fussball prägt.

Die schönsten Tore von Wynton Rufer. Video: YouTube

Von Aarau wechselt Rufer zu den Grasshoppers und kurze Zeit später in die Bundesliga zu Werder Bremen. Dort gewinnt er unter Trainer Otto Rehhagel, der ihn später auch zu Kaiserslautern holt, eine Trophäe nach der anderen – darunter zwei Mal den DFB-Pokal, die Deutsche Meisterschaft und den Europapokal der Pokalsieger. In der Saison 1993/94 wird der neuseeländische Stürmer gemeinsam mit Ronald Koeman Torschützenkönig der Uefa Champions League. Nach einem kurzen Intermezzo in Japan wechselt Rufer zum 1. FCK und kann dort mit Ratinho den Aufstieg in die Bundesliga feiern. Er bleibt nur ein halbes Jahr, es zieht ihn zurück nach Neuseeland.

In seiner Heimat geht einige Jahre später Rufers erfolggekrönte Karriere zu Ende. Doch sein Name geht in Neuseeland nicht vergessen. Weil er der erste «Kiwi» war, der Profifussballer wurde. Weil er mit Werder Bremen Geschichte schrieb. Und schliesslich, weil er mit seinem Siegestreffer gegen China im historischen WM-Qualifikationsspiel Neuseeland an die WM 1982 in Spanien schoss. Es war das erste Mal, dass sich die «All Whites» für eine WM-Endrunde qualifizierten. Aufgrund dieser Erfolge wird Wynton Rufer im Jahr 2000 als Ozeaniens bester Fussballer des 20. Jahrhunderts ausgezeichnet.

Wynton Rufer ist der wohl bekannteste und erfolgreichste Fussballspieler in der Geschichte Neuseelands. Bild: Matthias Rietschel / Keystone

Auch nach seinem Karriereende im Jahr 2002 bleibt Rufer dem Fussball erhalten. Er ist unter anderem als «Botschafter des Fussballs» von Ozeanien und der Fifa sowie als Internationaler Botschafter von Werder Bremen tätig. Zudem trainiert er für kurze Zeit die Nationalmannschaft von Papa Neuguinea. 2019 erleidet er in Auckland einen Herzinfarkt, welchen er dank Erste-Hilfe-Massnahmen eines Passanten überlebt.

Seither sorgt sich Rufer hauptsächlich um die Leitung seiner internationalen Fussballschule WYNRS, die er bereits 1997 gegründet hatte. Der wohl berühmteste Absolvent ist Chris Wood, heute beim Premier-League-Verein Nottingham Forest unter Vertrag. Ein weiterer ist Alex Rufer, der Neffe Wyntons. Dieser spielt seit 2015 für die neuseeländische Nationalmannschaft, worüber sein Onkel besonders stolz sein dürfte.

David Sesa, 51

23. Oktober 2004: Erster Einsatz für David Sesa im Aarau-Dress beim Cupspiel gegen den FC Lugano. Bild: Karl Mathis / Keystone

Der ehemalige Schweizer Nationalspieler David Sesa verbringt seine glorreichsten Jahre in Italien. Mit Lecce gelingt ihm der Wiederaufstieg in die Serie A. Im Jahr 2000 wird er zum Schweizer Fussballer des Jahres gekürt und wechselt für eine Summe von etwa 9 Millionen Franken zur SSC Napoli. Als der italienische Traditionsverein 2004 Konkurs geht, kehrt Sesa in seine Heimat zurück.

Beim FC Aarau kann der Stürmer seine Fertigkeiten und Erfahrung nicht unter Beweis stellen. Er zerstreitet sich mit Trainer Andy Egli, kommt nur zu vier Einsätzen. Sesa kehrt nach weniger als einem Jahr nach Italien zurück, spielt dort bis zu seinem Rücktritt nur noch für unterklassige Mannschaften.

Seit seinem Rücktritt als Profifussballer versucht sich David Sesa als Trainer. Bild: Pablo Gianinazzi / Keystone

Schon 2005 beginnt Sesa mit seiner Trainerausbildung, erlangt 2011 die Uefa-Pro-Lizenz. Ein Jahr später übernimmt er den FC Wohlen, der damals in der Challenge League spielt. Später steht er René Weiler als Assistenztrainer beiseite, erst beim belgischen Spitzenverein RSC Anderlecht, dann beim ägyptischen Klub El Ahly, dem Rekordmeister der afrikanischen Champions League. Seit 2022 ist Sesa Cheftrainer von Rapperswil-Jona, verpasst in der vergangenen Saison den Aufstieg in die Challenge League nur knapp.

Mikheil Kavelashvili, 53

Der georgische Stürmer Mikheil Kavelashvili spielt zehn Jahre lang in der Schweiz, unter anderem auch für den FC Aarau. Bild: Eddy Risch / Keystone

Mikheil Kavelashvilis Fussballerkarriere startet mit mehreren Erfolgserlebnissen. In seiner Heimat wird er mit Dinamo Tiflis drei Mal georgischer Meister, wechselt dann nach Russland, wo er ebenfalls die Meisterschaft gewinnt. Manchester City nimmt den georgischen Nationalspieler unter Vertrag, es scheint der Beginn einer grossen Karriere zu sein.

Doch weil er sich in England nicht durchsetzen kann, wechselt er in die Schweiz – und stürmt dort in der Folge über zehn Jahre für sechs Vereine: GC, Zürich, Luzern, Sion, Aarau und Basel. In 160 Super-League-Spielen gelingen ihm 55 Tore. Er wird Schweizer Meister mit GC und gewinnt den Cup mit dem FC Zürich. Beim FC Aarau bleibt er nur ein halbes Jahr, hat aber in 16 Spielen eine Trefferquote von 50 Prozent.

Nach seinem Karriereende stürmt Kavelashvili weiter. Nicht im Fussball, dafür in der georgischen Politik. Ein aussergewöhnlicher Werdegang für einen ehemaligen Profifussballer. 2016 wird Kavelashvili für das Parteibündnis «Georgischer Traum» ins Parlament gewählt und sitzt dort seither als Abgeordneter. Das Bündnis wurde vor einigen Jahren aufgelöst, doch die Partei «Georgischer Traum» regiert weiterhin das Land. Die Partei ist prorussisch orientiert und hat sich nach der russischen Invasion der Ukraine nicht den Sanktionen des Westens angeschlossen.

2022 verlässt Kavelashvili die Partei und gründet mit anderen Abgeordneten die neue Partei «People’s Power» (Volksmacht). Sie ist regierungsnah und unterstützt seine ehemalige Partei beim Regieren, verfolgt aber eine noch stärkere antiwestliche Agenda. Kavelashvilis Partei ist diejenige, die das umstrittene «Foreign Agents»-Gesetz einführte, das die grossen Proteste in Georgien auslöste.


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